Das Kino zeigt: LE TEMPS QUI RESTE

SITCOM macht Francois Ozon zum cineastischen Wunderkind. Heute ist er der absolute Star unter den vielen hochbegabten jungen französischen Regisseuren. Filme wie 8 FEMMES oder 5 FOIS 2 zeigen seine Kompetenz in Filmgenres wie Melodram, Komödie, Tragödie, Film Noir oder Satire. Mit leichter Hand zeichnet er Intimität, Sex von höchster Intensität und ironische Dialoge auf die Leinwand. Der persönliche wie intime Film LE TEMPS QUI RESTE ist ein neuer Höhepunkt französischer Filmkunst

Wie Sous le Sable ist dieses Meisterwerk Teil einer Trilogie über den Tod. Der „Frauenregisseur“ bewegt sich im Gegensatz zu seinem Vorbild George Cukor ebenso selbstsicher und souverän durch die Welt von Männern. Ein entfesselter Melvil Poupaud verkörpert den schwulen Modefotografen Romain, der von seiner tödlichen Krankheit erfährt, als er zusammenbricht.

Die niederschmetternde Nachricht reißt ihn aus einem intensiven Leben. Eine Chemotherapie lehnt er ab. Er möchte die wenigen Monate intensiv und mit Würde verbringen. Er trennt sich von seinem jungen Liebhaber, obwohl er mit ihm intensiven Sex hat: Ozon inszeniert ganz nebenbei eine der besten schwulen Sexszenen des Kinos.

Romain sagt alle Aufträge ab und begibt sich auf eine Reise. Den nahen Tod vertraut er seiner Großmutter an, die sich mit ihrem Enkel verbündet und dessen Wunsch, einsam und still Abschied zu nehmen, versteht. Jeanne Moreau schreibt mit dieser unvergesslichen Rolle einmal mehr Filmgeschichte. Eltern, Schwester und Liebhaber lässt Romain im Ungewissen. Kindheitserinnerungen helfen ihm, Frieden mit der Familie zu schließen. Eine Kellnerin (Valeria Bruni-Tedeschi), überrascht ihn mit dem Wunsch nach einem Kind, den er unter Mithilfe von deren Ehemann erfüllt. Mit einer kleinen Kamera hält er die letzten Momente seines Lebens an einem Strand fest, wo der Film wie oft bei Ozon endet.

Diesen Weg durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft begleitet ein ironisches Feuerwerk von überraschenden Wendungen. Trotz messerscharfer Intelligenz bleibt der Regisseur mitfühlend wie zärtlich. Poupaud, der als schlaksiger Junge in Rohmers Conte d’Eté bekannt wurde, entpuppt sich hier als überragender Charakterdarsteller, der seine Männlichkeit beeindruckend ausspielt.

Peter Jobst

www.daskino.at

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